Unbedarfter Elektronikimport aus Asien = Pauschaltourismus ins Unglück?

Viele Selbständige spielen mit dem Gedanken, als Importeur ihr Glück zu versuchen und wollen mit günstigen Einkaufskonditionen in Asien ihre Marge verbessern. Die etablierten Großhändler, Markenprodukte und Handelsmarken zu umgehen, sieht auf den ersten Blick nach einem pfiffigen Plan aus, auf dem ein Leben in Wohlstand aufgebaut werden kann. Doch sind sich die neuen „Hobby-Importeure“ auch über die Konsequenzen ihres Handels bewusst?

Noch vor kurzer Zeit war die Hürde für den Import aus Asien hoch, denn eine selbst organisierte Reisetätigkeit und die Lieferantensuche vor Ort waren die erste Voraussetzung. Doch heute kann vermeintlich schnell, komfortabel und sicher am Computer sitzend eingekauft werden, was immer mehr Marktteilnehmer das Wagnis Import eingehen lässt. Da jetzt zusätzlich immer mehr Reiseunternehmer oder Zeitungsverleger nebenbei auch noch Pauschalreisen zu Messen in Asien anbieten, damit der Online-Händler die Lieferantenkette verkürzt, haben die Behörden mit Marktaufsicht alle Hände voll zu tun.

Uns als Marktplatzbetreiber war bis vor kurzem in der Tat nicht klar, mit wie viel „Blauäugigkeit“ und wie wenig gebotener Fachkompetenz manche Gewerbetreibende aus der EU mit dem Import komplizierter und anspruchsvoller Produkte beginnen.

Insbesondere Artikel die elektrisch betrieben werden und ganz besonders solche, die an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden oder Funkwellen aussenden,  unterliegen einer Vielzahl von Verordnungen und müssen eine Reihe von Sicherheitstests bestehen, damit diese in der EU als verkehrsfähig eingestuft werden können.

Hier sprechen wir beispielsweise von falsch isolierten Adaptersteckern von Ladegeräten oder Netzanschlüssen, von Netzgeräten, die leider heiß laufen können, an denen man sich einen Stromschlag zuziehen kann oder die nicht ausreichend stoßfest sind, weil Recycling-Kunststoff verwendet wurde. Wir sprechen aber auch von Sendeleistungen bei Mobiltelefonen, die manchmal sogar eine ausgewachsene Mikrowelle blass werden lassen würde. Und viele weitere Probleme und Gefahren.

Natürlich gibt es auch solche Importeure, die Original-IPhones aus China in die EU einführen wollen –  na gut, diesen Kandidaten ist in der Regel einfach nicht zu helfen. Diese sind die besten Freunde derer, die Original Adidas-Schuhe in der Türkei kaufen oder original Nike und Puma aus Vietnam importieren.

Es wird jedoch etwas komplizierter, wenn das Problem beim Import nicht ein profanes Markenrecht ist, welches auf den ersten Blick zu erkennen ist. Bei Elektroartikeln ist in der Regel die elektromagnetische Verträglichkeit zu testen, die ROHS-Verordnung  ist einzuhalten, Produkte benötigen eine Bedienungsanleitung in Landessprache des Ziellandes und alle notwendigen CE-Konformitätsgutachten müssen vorhanden sein. Doch selbst wenn der Lieferant die entsprechenden Gutachten in Kopie beibringt, kann der Importeur diese auch prüfen, erkennt er die Fälschung und das Original und vor allem, macht er die nötigen Stichproben-Kontrollen bei der Überprüfung der Produktions-Lots?

Mittlerweile haben wir Importeure gefunden, die Funk-Kopfhörer einführen, die in Frequenzbändern arbeiten, die für den Flugverkehr und Rettungsdienste reserviert sind, Importeure die aufgefallen sind, weil sie nicht erkannt haben, das Netzteile heiß laufen und in Brand geraten können. Es werden mit Radios, MP3-Playern und Mobiltelefonen massenweise Geschmacksmuster verletzt, doch das Schlimmste ist: So gut wie keiner dieser Importeure hat vor seinem Import eine Produkthaftpflichtversicherung abgeschlossen! In diesem Fall stehen eventuell Geschädigte zumeist doppelt gestraft – weil mit leeren Händen – da, da keine Versicherung für die aufgetretenen Schäden eintritt.

Nur für den Fall dass die Ware eigentlich konform der EU-Richtlinien ist, was ist, wenn es aufgrund eines Defektes doch zu einem Schadensfall kommt? Ohne Produkthaftpflichtversicherung in den Wirtschaftsraum der EU zu importieren und Ware unter seinem Namen in Verkehr zu bringen ist vergleichbar mit dem Fahren ohne Führerschein und ohne KFZ-Versicherung in Kombination mit 1,5 Promille und immer nur bei Rot über die Ampel zu fahren. Es ist kein Naturgesetz, dass man dabei erwischt wird und ein Unfall passiert, doch die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch.

Wir können aus unserer Erfahrung nur sagen: Wer als Anfänger mit dem Import aus Asien anfangen will und keine profunde Kenntnisse im Produktmanagement hat, der sollte auf keinen Fall mit Elektroartikenl oder Elektronikprodukten anfangen, sondern besser mit einer Dekofigur aus Keramik für den Garten.

Wer als unerfahrener Marktteilnehmer jetzt aber noch eine Gruppenreise zu Elektronikmessen in Asien macht, der bucht unter Umständen als Pauschaltourist eine Reise ins finanzielle Unglück. Im besten Fall liefert der Hersteller gar nicht, ansonsten bleibt hoffentlich die Ware im Zoll hängen und wird beschlagnahmt, aber vielleicht erreicht die Ware ja den Markt und gutgläubige Konsumenten kaufen über Ebay, in Schnäppchenmärkten oder Online-Shops vermeintliche Schnäppchen, die nicht ordentlich geprüft sind und von denen dann eine Gefahr für Leben und Gesundheit ausgeht. Nicht auszumalen was passiert, wenn ein Kind von seinen Eltern ein billiges China-Handy mit vielleicht 10-15 Watt Sendeleistung bekommt, obwohl Arbeitsleistungen im Milli-Watt Bereich üblich/zulässig sind.

Vor einer solchen Reise sollte jeder Reiseteilnehmer erst einmal einen Chrashkurs in Sachen Pflichten eines Importeures machen und über die nötigen Versicherungen informiert werden, bevor er unbeteiligte Dritte und sich selbst fahrlässig ins Unglück stürzt. Bei grober Fahrlässigkeit im Import verbunden mit Personenschäden kann es sogar zu strafrechtlich relevanten Verstößen kommen, die den vermeintlichen Importeur dann auch mal schnell ein paar Jahre in ein besonderes Hotel mit gesiebter Luft und All Inklusiv Verpflegung bringen.

Marktaufsicht für Deutschland für Elektronik und Funkprodukte:

BundesNetzagentur (www.BnetzA.de)

Anbieter zur Prüfung der Gebrauchstauglichkeit und weiterer Produktprüfungen:

TÜV Rheinland LGA Beteiligungs GmbH (www.lga.de)

TÜV Süd (www.tuev-sued.de)

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Comments

  1. So ein Unglück. das scheint mir wirklich sehr riskant zu sein, das müssen wirklich keine Laien machen. Besser hier solche Dinge zu kaufen 🙂

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