Als erster Schritt vor dem Schreiben eines kompletten Businessplans kann zunächst das Geschäftsmodell auf einer A4-Seite designt werden. Mit der Business Model Canvas haben Sie Ihre Geschäftsidee und alle Ressourcen auf einen Blick: So geht’s!
In Gesprächen auf Gründermessen und -veranstaltungen gibt es einen Typ Gründer, der einem leider immer wieder begegnet. Er berichtet von seiner Facebook-Fanseite, zeigt stolz seine Website auf dem Smartphone und hat das unbestimmte Gefühl, dass er demnächst reich sein wird. Nach dem Ertragsmodell des dazugehörigen Projektes gefragt, nach dem Nutzen für seine Zielgruppe, kommt dann aber womöglich die Antwort: „Na, eigentlich sind alle meine Zielgruppe. Die Idee ist ja einfach geil, eigentlich ein besseres eBay!“
Da sollten die Alarmglocken klingeln. Immer wieder gründen angehende Unternehmer einfach drauf los, sie sind völlig begeistert von ihrer Idee. Dabei sind sich nicht wenige von ihnen gar nicht im Klaren über ihr eigenes Geschäftsmodell und alle benötigten Ressourcen.
Der KfW-Gründungsmonitor 2016 (Tabellen- und Methodenband) fand heraus, dass nach nur einem Jahr bereits 14 % aller Gründungen gescheitert waren. Das ließ sich aus der Datenbasis der Jahre 2008-2014 ablesen. Bei 763.000 Existenzgründern in Deutschland im Jahr 2015 waren mehrere zehntausend Menschen nach gerade mal 12 Monaten bereits am Ende ihrer Geschäftsreise angekommen. Viele haben wohl zu spät gemerkt, dass etwas falsch lief. Die Geschäftsaufgabe und schlimmstenfalls die Insolvenz standen am Ende ihrer einst „geilen Idee“.
Das Wissen über das eigene Geschäftsmodell hätte womöglich einigen dieser Gründern die Haut retten können.
Was zeigt mir das Geschäftsmodell?
Das Geschäftsmodell zeigt zunächst den Kundennutzen, namentlich, welche Kunden-Bedürfnisse befriedigt werden. Auch werden die Kundenbeziehungen und -arten beleuchtet, denn das Wissen darüber benötigt ein Unternehmen für ein gezieltes Marketing und in diesem Zusammenhang die passende Kundenansprache. Vertriebs- und Kommunikationskanäle sind ebenfalls ein Aspekt in der Modellierung.
Außerdem werden die Einnahmequellen genannt, und zwar alle. Das wird leider noch oft nicht genau genug betrachtet. Der gewöhnliche Lottoladen verdient beispielsweise schon lange nicht mehr nur Geld mit der Ausgabe von Lottoscheinen, sondern hat darüber hinaus Getränke, Prepaidkarten, Zeitschriften und Magazine neben Geschenkartikeln im Angebot. Tabakwaren jeder Art werden neben zahlreichen Raucher-Accessoires angeboten. Und das ist nur ein Ausschnitt. Jede dieser Produktgruppen hat einen unterschiedlichen Anteil am Gesamtumsatz. Je genauer diese Gruppen betrachtet und ihr Absatz später controllt werden, desto genauer kann eine Nachjustierung in Einkauf und Angebotspräsenz erfolgen.
Schließlich zeigt ein gesamtheitliches Geschäftsmodell auch, welche Ressourcen vorhanden sind, welche noch dazugekauft werden müssen und welche Kosten dadurch entstehen. Aus all diesen Informationen ergibt sich die Geschäftsstruktur – und wir reden hier eigentlich noch immer von einem Blatt Papier – je nach Schriftgröße und Verkürzung der Stichpunkte.
Die originale Business Model Canvas von Strategyzer.com
Wer braucht ein Geschäftsmodell?
Jeder, der ernsthaft wirtschaften will, sollte sich die Zeit zum Modellieren seiner Geschäftsgrundlage nehmen. Soll sich eine Idee erstens nachhaltig und langfristig entwickeln? Und soll diese Idee zweitens dauerhaft die Menschen erreichen und ihnen etwas zur Verfügung stellen?
Dann muss sie natürlich in ein funktionierendes Geschäftsmodell eingebettet werden.
Mit der Business Model Canvas arbeiten
Wir empfehlen die Visualisierung des Geschäftsmodells mit der Methode von Alexander Osterwalder. Er hat 2010 seine ursprüngliche Konzeption aus dem Studium in Buchform gegossen und Business Model Generation herausgebracht. Wegen seiner Beliebtheit ist es in über 30 Sprachen übersetzt worden.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat die Vorlage von Osterwalder (Strategyzer) frei ins Deutsche übersetzt und bietet sie zum Download auf der Website existenzgruender.de an. Laden Sie sie kostenfrei herunter und werfen Sie einen Blick auf die Hauptkategorien. Wir wissen bereits, was die Canvas zeigen soll, und nun werden entsprechende Fragen gestellt. Damit lässt sich sehr gut arbeiten, denn Sie fangen mit Ihrer Modellierung nicht auf einem leeren Blatt an.
In der Mitte versteckt sich der Kern der Sache, das Zentrum Ihres Schaffens: das Nutzen-Versprechen. Das ganze Geschäftsmodell wird darum gestrickt. Ihr Schaffen sollte ja schließlich einer Sinnhaftigkeit folgen. Um Ihr Nutzen-Versprechen herum füllen Sie nach und nach die Schlüsselressourcen aus.
Dabei fassen Sie Ihre Formulierungen bitte so kurz und knackig wie möglich. Denn genau das ist die Intention der Business Model Canvas.
Fazit: Modellierung Ihrer Unternehmerzukunft
Eingangs haben wir von dem Gründer gesprochen, der das zweit eBay gründen will. Vielleicht hat seine Idee das Zeug dazu. Die Frage ist, ob er in der Lage ist, das ganze Projekt so zu planen, aufzuziehen und zu steuern, dass es tatsächlich das realistische Potential hat, das zweite eBay zu werden.
Mit dem Ausfüllen der Business Model Canvas und damit der Fixierung und Abbildung eines schlüssigen Geschäftsmodells wird der Grundstein Ihrer erfolgreichen Unternehmung gelegt. Wenn Sie als Existenzgründer von Anfang an ihr Projekt komplett durchdenken und alle Schwächen ausräumen, wird wirtschaftliche Prosperität ihr neuer Freund.
Autor-Info
Oliver Bodenhaupt ist Ansprechpartner für Gründer bei SmartBusinessPlan. Seine Spezialgebiete sind Entrepreneurship und User Experience Design. Neben der Arbeit geht er zum Bouldern in Berlin.
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