Die Immobilien Zeitung thematisiert in ihrer aktuellen Ausgabe nochmals einige der wichtigsten Ergebnisse des Deutschen Handelsimmobilienkongress in Berlin und berichtet über die neusten Erkenntnisse in der Branche.
So kam es auf dem Kongress zu einem Schlagabtausch der Referenten, denn der E-Commerce-Experte und ehemalige Otto Manager Alexander Graf zeichnete ein düsteres Bild für den klassischen stationären Handel abseits des LEH. War bisher der Katalogversand der Verlierer im Kampf gegen den Online-Handel, hat es sich mittlerweile herumgesprochen, dass viele Produkte, die bis gestern noch stationär verkauft wurden nun auch bequem online zu bestellen sind.
So wirft beispielsweise ein direkter Vergleich von ehemals ähnlichen Konzepten Fragen auf: Während sich Butlers über eine positive Geschäftsentwicklung freut, muss Strauss Innovation unter ein Schutzschirmverfahren schlüpfen. Beide sind mit ehemals ähnlichen Konzepten im Bereich „Living & Decoration“ im Markt aktiv.
Kann der stationäre Handel tatsächlich nur überleben, wenn Omni Channel konsequent realisiert wird und das Filialnetz in seiner Größe und Ausprägung kritisch überwacht wird?
Aber wie passen Planungszeiten und Betriebszeiten von Immobilien zum Umsatzwachstum von Amazon, mit einem Anstieg des Quartalsumsatzes von 7,49 Mrd USD auf 24,9 Mrd USD in nur 3 Jahren, bei Steigerungsraten von weiterhin ca. 20% p.A.!
In dieser Diskussion zog der Kaufhof Chef Lovro Mandac scheinbar mit seiner Bewertung der Situation den Kürzeren. Denn während dieser die Bedrohung des Stationärgeschäftes kleinredete und aus dem Publikum Zustimmung erhielt „Es gebe genügend Leute in Deutschland, die die Werte von Amazon ablehnen und weiterhin in Geschäften einkaufen, um diese zu unterstützen.“ antwortete Graf: „An ein Geschäftsmodell, das auf Mitleid basiert kann ich nicht glauben!“
Auf das kollektive Verschlafen des Internets – das ist aber natürlich auch eine ziemlich neue Sache – wurde dann natürlich und reflexartig der Ruf nach der Politik laut. Stefan Genth Hauptgeschäftsführer des HDE forderte umgehend öffentlich Steuererleichterungen für den Handel und eine Entlastung von der EEG-Umlage.
Unterstützung erhält Graf in seiner Prognose von prominenter Seite. Dr. Kai Hudetz Geschäftsführer des IFH in Köln referierte im Zuge des 25. ECC Forums am 04.02.2014 über die Entwicklungen des Handels bis 2020. Ausgehend von den Ergebnissen aktueller Studien prognostiziert der Experte Hudetz einen Flächenüberschuss im stationären Einzelhandel von ca. 15% gegenüber dem Status quo, bezeichnet seine Schätzung dabei selbst aber als eher defensiv. Eine Prognose über die Entwicklung der Handelslandschaft in den nächsten 10 bis 20 Jahren ist auf einer seriösen Grundlage kaum möglich, doch sprechen die Einkaufspräferenzen der heute 16- bis 30-jährigen laut Befragung des IFH (n=528) eine eindeutige Sprache in Richtung Online-Einkauf.
Hier der Link zum lesenswerten Artikel in der Immobilien Zeitung: http://www.immobilien-zeitung.de/1000018360/einzelhandel-stehen-harte-zeiten-bevor
Es muss also mit Recht die Frage gestellt werden dürfen, ob uns in den nächsten Jahren ein massives Sterben von Einzelhandelsflächen bevorsteht, insbesondere wenn sich diese nicht in 1A-Lagen und guten Shopping-Centern befinden oder als LEH/ Discounter den täglichen Bedarf bedienen. In einer düsteren Prognose könnte man zu dem Ergebnis kommen, dass sowohl online als auch stationär zukünftig kein Platz mehr für Händler ist, die nicht exzellent sind in dem was sie tun. Es sieht so aus, als würde nun Tag 2 des E-Commerce beginnen.
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