Beim Thema Rechnungskauf scheiden sich im E-Commerce die Geister. Sicher, hierbei handelt es sich aus Sicht des Verbrauchers um das beliebteste Zahlungsverfahren. Es ist hinlänglich bekannt, dass sich die Einführung des Rechnungskaufs sehr positiv auf Conversion und Umsatz auswirken kann, dem Kunden Vertrauen signalisiert und aktiv gegen eine hohe Abbruchquote ankämpft. Andererseits drohen aber hohe Zahlungsausfälle, da die Zahlungsmoral deutscher Verbraucher lange nicht so gut ist, wie ihr Ruf. Außerdem steht der Rechnungskauf im Verdacht, sich negativ auf die Retourenquote auszuwirken. Der Verbraucher empfindet seine Zahlungsverpflichtung beim Rechnungskauf weniger deutlich als bei anderen Zahlungsverfahren und denkt oft erst nach Erhalt der Ware darüber nach, ob er das Produkt überhaupt braucht und ob die Ausgabe sinnvoll und vernünftig war. Wie soll man sich als Online-Händler also entscheiden, wenn es um die Frage geht, ob man im eigenen Shop den Rechnungskauf einführen soll.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die reinen Fakten. Eines muss man vorab feststellen: Die Zeiten, in denen es im Online-Handel ausschließlich um den Preis ging, sind endgültig vorbei. Heute legen die modernen Verbraucher deutlich mehr Wert auf einen einwandfreien Service und hierzu zählen nun einmal auch die angebotenen Zahlungsmöglichkeiten im Shop. Die Händler haben diesen Trend längst begriffen und darauf reagiert. Noch im Jahr 2010 stieß der Verbraucher im durchschnittlichen Online-Shop auf lediglich 1,1 Zahlungsmöglichkeiten. Bis 2012 ist dieser Wert bereits auf 5,5 angestiegen. Die Branche hat also verstanden, dass sie ihren Kunden einen deutlich besseren Service anbieten muss, wenn sie am Markt erfolgreich bestehen will.
Fast 85 Prozent aller Konsumenten haben dabei im Internet schon einmal auf Rechnung eingekauft. Weitaus wichtiger und relevanter: Fast 70 Prozent entscheiden sich regelmäßig für dieses Zahlungsverfahren. In starken Kontrast zu dieser Bedarfssituation steht die Realität am Markt. Hier sind es nämlich bisher lediglich 58 Prozent aller Online-Händler, die ihren Kunden den Rechnungskauf ermöglichen. Wer sich also bereits jetzt für das Zahlungsverfahren entschieden hat, der profitiert als Shop-Betreiber von einer deutlich größeren potenziellen Zielgruppe. Nach der Einführung vom Rechnungskauf stellen die meisten Online-Händler eine verbesserte Conversion, höhere Umsätze, höhere Warenkorbwerte und eine reduzierte Abbruchquote fest. Aus dieser Perspektive spricht also eine Menge dafür, den Rechnungskauf in den eigenen Shop zu integrieren.
Doch kommen wir nun zu den Nachteilen und Risiken. Das größte Bedenken der Online-Händler besteht in der sehr berechtigten Sorge vor Zahlungsausfällen. Während hier lediglich 17 Prozent aller Händler angeben, dass in weniger als 1 Prozent der Bestellungen zu Störungen im Zahlungsverhalten kommt, klagen 27 Prozent über eine Störungsquote zwischen 1 und 3 Prozent. Der Löwenanteil von erschreckenden 57 Prozent hat mit Zahlungsstörungen im Bereich von mehr als 3 Prozent zu kämpfen. Bei 7 Prozent der Händler häuft sich das Problem sogar derartig, dass es in mehr als 25 Prozent der Fälle zu Störungen bei der Zahlung kommt. Das zweite Bedenken betrifft eine steigende Retourenquote. Auch hier zeichnet der Blick in die Fakten ein eher negatives Bild. 16,2 Prozent der Händler verzeichnen nämlich nach der Einführung vom Rechnungskauf einen deutlichen Anstieg der Rücksendungen.
Wir können an dieser Stelle bereits festhalten, dass die ungesicherte Einführung des Rechnungskaufes auf eigene Faust für Shop-Betreiber einem finanziellen Selbstmord gleichkommt. Doch sollte man deshalb vollständig auf das ansonsten so vorteilhafte Zahlungsverfahren verzichten? Die eindeutige Antwort lautet nein. Führt man den Rechnungskauf nämlich gleichzeitig mit einem wirksamen Risikomanagement ein, dann bietet er Online-Händler ausgezeichnete Erfolgschancen. Am besten gelingt dies in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Zahlungsanbieter, der im Auftrag des Shop-Betreibers alle anfallenden Aufgaben übernimmt und dem Händler dabei garantiert, dass er sein Geld auch dann pünktlich erhält, wenn sein Kunde verspätet oder gar nicht bezahlt. Diese Leistungen stehen natürlich nicht kostenlos zur Verfügung, sondern sind mit Gebühren verbunden. Je nach Anbieter und Tarif können diese sehr unterschiedlich ausfallen, so dass sich der eingehende Vergleich vor der Entscheidung für einen Dienstleister dringend empfiehlt.
Das Online-Magazin INTERNETHANDEL hat sich in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 118, August 2013) ausführlich mit dem Thema Rechnungskauf beschäftigt und stellt seinen Lesern im Rahmen einer gut recherchierten Titelstory viele Informationen zur Verfügung. Interessierte Händler erfahren hierbei zuerst, welche positiven und negativen Folgen die Einführung des Rechnungskaufs für das eigene Geschäftsmodell haben kann. Danach werden unterschiedliche Methoden zur Absicherung der Risiken vorgestellt. Hierbei lernt der Leser zehn bewährte und bekannte Zahlungsanbieter mit allen Konditionen und Kosten kennen. Im direkten Vergleich fällt die Entscheidung für einen geeigneten Dienstleister deutlich leichter und der Händler kann den Rechnungskauf im eigenen Shop mit gutem Gefühl einführen, ohne dass die Risiken Überhand nehmen.
Mario Günther ist Chefredakteur von INTERNETHANDEL. Das Fachmagazin umfasst die Vorstellung neuer Geschäftsideen, Schritt für Schritt-Anleitungen für Gründer, Tipps aus den Bereichen Steuer & Recht, umfangreiche Softwaretests sowie regelmäßige Interviews mit Deutschlands besten Online-Händlern.
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